Thun-Panorama
Sanierung und Erweiterung

Ausgangslage
Der Rundbau für das Thun Panorama (ehemals Wocher-Panorama) wurde 1960 /1961 vom damaligen Stadt-
baumeister Karl Keller geplant und realisiert. Die Infrastruktur des Rundgebäudes mit dem Kassenhäuschen und der Toilette genügte den Anforderungen nicht mehr. Zudem stand eine dringende Restaurierung des Rundbildes an.
Zur Findung einer qualitativ hochstehenden Lösung an dieser denkmalpflegerisch und landschaftlich sensib-
len Lage im Schadaupark wurde 2009 durch die Direktion Bau und Liegenschaften der Stadt Thun, vertreten durch das Amt für Stadtliegenschaften, ein SIA 142 konformer Studienwettbewerb unter mehreren eingela-
denen Architekten durchgeführt. Das Architekturbüro Niklaus Graber und Christoph Steiger aus Luzern hat den Studienwettbewerb mit dem Projekt „HIROBA“ gewonnen und wurde mit der Ausführung beauftragt.
Projektbeschrieb
Der neue Anbau
Der Anbau nimmt die zylindrische Struktur des Bestandes in der Fassadengestaltung auf und wird im neuen Zugangsbereich in sanften, konkaven Schwüngen fortgeführt. Im Ausstellungs- und Kernbereich wird die räumliche Gestaltung in eine rechteckige die Geometrie weitergeleitet. Dadurch nehmen sich die Funktionen und Inhalte entsprechend räumlich, architektonisch und atmosphärisch unterschiedlich aus. Der introvertierte Rundbau blendet die reale Umgebung zugunsten der künstlichen Realität des Panoramabildes aus. Der Anbau strahlt hingegen offen und einladend in seine Umgebung aus, bezieht diese räumlich mit ein und heisst den Besucher willkommen. Er umfasst den Eingangsbereich, Bistroecke, Shop und Mehrzweckraum. Strukturierendes Element ist ein exzentrisch gesetzter Kern, der sämtliche Nebennutzungen zentral bündelt. Der in einer leichten Absenkung sanft gefasste, rechteckige Mehrzweckbereich bietet ideale Voraussetzun-gen für Ausstellungs-, Vortrags- oder Workshop-Tätigkeiten. Mit seiner klaren funktionalen Gliederung bietet der neue Anbau viele Nutzungsmöglichkeiten und eine übersichtliche Besucherführung. Die komplett ver-glaste Gebäudehülle bietet interessante Ein-und Ausblicke. Dadurch entsteht ein spannendes Wechselspiel zwischen Transparenz und Reflexion. Durch die subtile Situierung des neuen Anbaus in die Umgebung werden die Eingriffe in die Parklandschaft minimiert. Das Dach ist extensiv begrünt und fügt sich harmonisch in die Parklandschaft ein. Der Anbau erfüllt den MINERGIE-STANDARD.
Das bestehende Rundgebäude von Karl Keller
Im Rundbau wurde eine sanfte Sanierung aller Oberflächen ausgeführt. Zur Einhaltung der einschlägigen Normen zur Erdbebensicherheit wurden die notwendigen Verstärkungsmassnahmen im Innenbereich der Aussenwände ausgeführt sowie die Besucherplattform statisch verstärkt. Die Lichtkuppel wurde ersetzt. Die Geländer auf der Besucherplattform wurden den gültigen SIA-Normen angepasst. Damit die unterschied-lichen Klimazonen zwischen dem beheizten Neubau und dem unbeheizten Rundbau aufrechterhalten werden können wurde ein Windfang zwischen Rundbau und Anbau realisiert.
Rundbild
Es erfolgte eine umfassende Restaurierung durch die Restauratoren H. + A. Fischer, Bern, mit zahlreichen Ausbesserungen und Korrekturen von alten Retuschen und Fehlstellen. Als Oberflächenschutz wurde ein neuer Firnis aufgetragen. Der schwebende „Baldachin“ unter der Lichtkuppel lenkt die Konzentration des Betrachters auf das Bild und schützt dieses vor dem einfallenden Tageslicht. Die Kosten für die Restaurierung des Bildes wurden durch die Spendensammlung des „Fördervereins Kunstmuseum Thun“ finanziert. Aus dem Lotteriefonds des Kantons Bern wurde ein substanzieller Beitrag an die Gesamtbaukosten gesprochen.
Das Gesamtprojekt wurde im September 2015 mit dem atuprix, auszeichnung berner baukultur, ausgezeichnet.
Termine
Realisierung Juli 2013 – August 2014
Kosten
Anlagekosten Anbau | CHF | 1‘850‘000.00 |
Anlagekosten Rundbau | CHF | 680‘000.00 |
Anlagekosten Restaurierung und Inszenierung Rundbild | CHF | 440‘000.00 |
Kennwert
Anbau Volumen SIA 416 931 m3 Rundbau Volumen SIA 416 1‘742 m3
BGF (Art. 93 BauV) 206 m2 BGF (Art. 93 BauV) 231 m2
Architekt
Niklaus Graber & Christoph Steiger
Architekten ETH/BSA/SIA GmbH
Alpenstrasse 1
6004 Luzern
Bauleitung
Gassner & Leuenberger
Architekten AG
Marienstrasse 1
3600 Thun
Restaurator
H. + A. Fischer AG
Restauratoren
Mattenenge 10
3011 Bern